Architekturmodell vom Showroom eines Auditerminals, Architekturmodellbau atelier h22 Berlin

    Allgemeines über Architekturmodellbau

    Modellbau ist die Transformation eines virtuellen Objekts oder einer zweidimensionalen Darstellung in ein physisches Objekt. Die entscheidenden Fragen dabei lauten: Mit Hilfe welcher Mittel und welcher Materialien realisiere ich diese Transformation? und Wie schaffe ich es, die mit dem Modell angestrebte Aussage zu erreichen?.

    Beim Architekturmodellbau findet in der Regel eine Verkleinerung gegenüber der Wirklichkeit statt und damit einhergehend ein erforderliches Maß an Reduzierung. Es handelt sich beim Architekturmodell nicht um eine exakte Kopie der Wirklichkeit. Vielmehr geht es darum, Eindrücke zu vermitteln von nicht mehr vorhandenen, bereits existierenden oder noch zu verwirklichenden Architekturen. Weiterhin kann es darum gehen Zusammenhänge oder dem menschlichen Auge verborgene Details sichtbar zu machen und damit ein didaktisches Modell zu erschaffen.

    Foto von den Preisobjekten für den Memento-Preis
    Memento-Preisobjekte in Form eines abstrahierten Virus

    Fläche, Raum, Volumen

    Fläche, Raum und Volumen sind beim Architekturmodellbau darstellbar. Ein Fassadenmodell zeigt vor allem die Gestaltung in der Fläche, der Fassade. Ein Präsentationsmodell veranschaulicht eher die Flächen der Fassaden und das Volumen der Gebäude. Ein städtebauliches Modell hilft durch die entsprechende Anordnung der Gebäudevolumen den städtischen Raum erfahrbar zu machen. Schnittmodelle ermöglichen das Erfassen räumlicher Strukturen innerhalb von Gebäuden. Natürlich gibt es immer auch Überschneidungen, so kann bei einem städtebaulichen Modell an einzelnen Gebäuden eine Fassade angedeutet sein damit zusätzliche Informationen liefern.

    Maßstab im Architekturmodellbau

    Beim Maßstab gilt grundsätzlich die Aussage, ein großer Maßstab hat eine kleine Maßstabszahl, etwa 1:25. Ein kleiner Maßstab wiederum hat eine große Maßstabszahl, etwa 1:500. Das bedeutet der Berliner Fernsehturm wäre im Maßstab 1:25 noch 14,72 m hoch bis zur Spitze und im Maßstab 1:500 nur 0,73 m. Generell erfordert ein größerer Maßstab auch ein höheres Maß an Detaillierung. Bei einer Fassade im Maßstab 1:100 nur die Fensteröffnungen auszuschneiden, erzielt eher eine sehr nüchterne Wirkung mit wenig Aussage. Im Maßstab 1:500 würden die angedeuteten Fenster schon eine hohe Detaillierung bedeuteten.

    Architekturmodellbau für die Neugestaltung des VW-Markenpavillon
    Architekurmodell für die Neugestaltung des VW-Markenpavillon in Wolfsburg, gefertigt für aPLEX Berlinll VW-Markenpavillon

    Material und Oberflächen beim Architekturmodellbau

    Im Architekturmodellbau finden unterschiedlichste Materialien und Oberflächen Verwendung. Man könnte 3 Hauptgruppen in Bezug auf die Materialität und Oberfläche unterscheiden: Holzmodelle, monochrome Modelle und „naturalistische“ Modelle. Die Holzmodelle zeigen offen ihre Materialität meist sogar ohne Oberflächenbehandlung. Durch die Charakteristik des Werkstoffes wirken die Modelle hochwertig, langlebig und lebendig.

    Die monochromen Modelle werden oft aus Polystyrol oder aus sog. Modellbauschaum hergestellt und anschließend einfarbig lackiert. Sie wirken sehr homogen, es entstehen klare Linien mit markantem Schattenwurf, es gibt kaum Ablenkung.

    Die „naturalistischen“ Modelle bestehen aus einer Mischung von Kunststoffen, die unterschiedlich farbig lackiert werden, oft in Verbindung mit transparentem oder transluzentem Acrylglas. Auch Metallbleche – und Profile können dabei Verwendung finden. Diese Architekturmodelle versuchen der Realität möglichst nahe zu kommen und es entsteht beim Betrachter der Eindruck selbst in die Szenerie einzutauchen.

    Foto vom Architekturmodell Dolziger Strasse Berlin
    Architekturmodell mit Fassaden von Wohnhäusern in der Dolziger Strasse Berlin

    Verfahren und Techniken im Architekturmodellbau

    Für den Bau von Architekturmodellen wird auf verschiedene Verfahren und Techniken zurückgegriffen. Zum einen sind das spanabhebende Verfahren entweder mit digitaler Steuerung wie bei der CNC-Fräse oder konventionelle Maschinen wie Tischkeissäge, Tellerschleifer und Oberfräse. Dabei kommt ein Werkzeug zum Einsatz, das Material abträgt bis die gewünschte Form erreicht ist. Dreidimensionale Formen sind damit möglich.

    Mit einem Laser-Cuter lassen sich flächige Materialien schneiden mit Hilfe elektromagnetischer Strahlung ohne Werkzeug. Diese Maschinen arbeiten hauptsächlich im zweidimensionalen Bereich. Eine weitere Technik ist das Material aufbauende Verfahren des 3D-Drucks, dabei wird schichtenweise Material aufgetragen. Es eignet sich besonders für komplexe dreidimensionale Objekte. Trotz der vielseitigen technischen Möglichkeiten ist der Anteil an Handarbeit nicht zu unterschätzen, da alle Teile oft nachgearbeitet und zu einem Ganzen gefügt werden müssen.

    Daten und Vorlagen

    Um Architekturmodelle jeglicher Art herzustellen benötigt man entsprechende Daten oder Informationen. Sie können in Form von digitalen Datensätzen 2 oder 3 dimensional bereit gestellt werden. Beim Modellbau von neu geplanten oder entworfenen Gebäuden sind in der Regel digitale Daten vorhanden, da sie ohnehin für den laufenden Prozess benötigt werden. Häufig genügen zweidimensionalen Darstellungen von Grundrissen, Schnitten und Ansichten sowie ggf. von der Freiflächengestaltung. Vor allem bei komplexeren Geometrien sind dreidimensionale Daten sehr hilfreich.

    Etwas anders verhält es sich meist bei den historischen Gebäuden. Oft stehen hier nur analoge Daten und Informationen zur Verfügung. Das reicht von archäologischen Plänen und Berichten über Fotografien bis hin zu alten grafischen Darstellungen wie z.B. die Perspektivzeichnung von Friedrich Gilly. Hier geht es nun darum an Hand dieser Vorlagen selbst digitale Pläne für die Arbeit zu erstellen. In einigen Fällen ist es sogar notwendig selbst Bauaufnahmen durchzuführen, um eine brauchbare Grundlage für ein Modell zu erhalten. Gerade bei den Ausstellungsmodellen ist der ständige Austausch mit dem Auftraggeber bzw. Kurator sehr wichtig, um best mögliche Ergebnisse zu erzielen.

    Friedrich Gilly, Entwurf für ein Monument Friedrichs des Großen, Perspektivische Ansicht
    Friedrich Gilly, Entwurf für ein Monument Friedrichs des Großen, Perspektivische Ansicht, Quelle: Architekturmuseum der TU Berlin, Inv. Nr. 1525,1