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Modellgegenstand
Claude-Nicola Ledoux entwarf Ende des 17.Jh. eine Fabrik mit Bronzegießereien in den 4 Pyramiden. Der nicht realisierte Entwurf veranschaulicht im Modell Revolutionsarchitektur mit ihrem Bestreben nach geometrischer Idealform und die Verwendung früherer Bauformen.
„Die Form der Schornsteine verdichtet die allegorischen Anspielungen weiter; denn für Ledoux und seine Zeitgenossen bestand die ursprüngliche Idee des ägyptischen Mausoleums in einer konischen Flamme über dem brennenden Scheiterhaufen der Pharaonen, und diese übertrug Ledoux auf die brennenden Schornsteine seiner Fabrik.“
Claude-Nicola Ledoux, Anthony Vidler, S. 57, Birkhäuser 1988
Modelldaten
- Größe: 2,50 x 2,50 m, 15cm hoher Sockel
- Auftraggeber: Dr. Chr. Tietze
- Typ: Ausstellungsmodell Revolutionsarchitektur
- Material: Birkensperrholz, Pappelsperholz, Ahornfurnier, Ahorn Vollholz, Acrylglas
- Maßstab: 1:100
- Bäume: keine
- Topografie: tiefer liegender umlaufender Kanal mit geböschten Wänden
- Farbe: keine, natürlicher Holzfarbton
- Besonderheiten: dreiteiliges Modell
Modellbeschreibung
Der Idealentwurf einer Fabrik hat im Zentrum einen Baukörper mit quadratischem Grundriss. Alle 4 Seiten des Körpers bilden einen Giebel aus mit geringer Dachneigung, die Dachflächen verschneiden sich in den Diagonalen zu einem Grat. Die Dachflächen werden von einem Zylinder durchdrungen, der über das Dach hinausragt und der eine kreisrunde Öffnung besitzt. Im Grundriss befindet unter dieser Öffnung ein Zugang zu dem Kanal, der unter der Fabrik hindurchfließt.
An jeder Seite des zentralen Baukörpers schließt eine schmalere zweigeschossige Produktionshalle an. Im Erdgeschoss haben die Fenster ein quadratisches Format und im Obergeschoss sind sie längs-rechteckig stehend. An beiden Seiten der Hallen und an deren Giebelseite befinden sich die für Ledoux typischen Eingänge, zwei freistehende Säulen, die einen Rundbogen tragen.
Der wichtigste Bestandteil im Modell Revolutionsarchitektur stellen die vier Pyramiden dar, sie bilden die Eckbauten der Fabrikanlage und betonen damit den quadratischen Gesamtgrundriss. Die Pyramide ist eine der idealtypischen Bauformen, auf die in der Revolutionsarchitektur häufig zurückgegriffen wurde. In diesen Pyramiden sollten sich die Bronzegießereien der Fabrik befinden und durch Öffnungen in den Spitzen dienen sie gleichzeitig als Schlot für die Gießerei. Die Pyramiden und die zweigeschossigen Hallen werden mit eingeschossigen Bauten verbunden, die ein abgetrepptes Dach besitzen, sie beherbergen die Handwerksgewerke wie Tischlerei und Zimmerei.
Die beiden Eingänge sind von einem abgetreppten Giebel bekrönt. Dieses Motiv erinnert an das Haus des Holzfällers von Ledoux. Durch diese eingeschossigen Verbindungsbauten entstehen vier Höfe. Die Fabrik ist allseitig von einem Kanal umgeben, der in einer Achse die Gebäude unterirdisch durchfließt, um bei Bedarf Kühlwasser entnehmen zu können. Das Modell Revolutionsarchitektur besteht aus drei Teilen, einem Mittelteil das den durchfließenden Kanal beinhaltet und zwei Seitenteilen.
geschichtliche Einordnung
Der französische Architekt Claude-Nicola Ledoux (1735-1806) war einer der prominentesten Vertreter der sogenannten Revolutionsarchitektur, einer Facette der Architektur im ausgehenden 18. Jh.. Ein Wesenszug dieser Architekturströmung sind die Verwendung geometrischer Idealformen, meist eingebettet in Landschaft. Neben diesen Idealentwürfen hat Ledoux auch bedeutsame reale Architektur geschaffen. An bekanntesten ist dabei sich die Königliche Saline in Arc-et-Senans. Die im Modell dargestellte Fabrik entwarf Ledoux in den 80er Jahren des 18. Jh.. Ein deutscher Vertreter der Revolutionsarchitektur war Friedrich Gilly. Grundlage für das Modell Revolutionsarchitektur war die Publikation von Ledoux, L‘ architecture considerée sous le rapport de l‘ art, des moeurs et de la législation.